Meine Kopfgalaxien tragen mich durch Gefühlstiefen und Wortlosigkeit hindurch zum Ausdruck. Druckerschwärze erdet die Traurigkeit im Menschlichen.
Bei aller Lichterflut bleibt das Fühlen der dunklen Seiten in uns nicht aus. Nur wenn ich dort hinabsteige, wo meine schwarze Sonne ihren Horizont verlässt, erschaffe ich im Annehmen meiner Melancholie Kunst – Wortkunst, Bildkunst, Lebenskunst. Und bei all dem Kunstgefische geht es immer ein wenig darum herauszufinden, ob wir uns trauen, das zu leben, was wir sind. Wer wir sind.
Und während ich das erfühle, denke ich: Es ist so schwierig dem Leben Raum dafür zu geben, das zu werden, was es will. Im Entscheiden nichts von sich ablehnen, zum Leben ja sagen und das Liebkosen der Abgründe darin bejahen, sich von lieben Menschen verabschieden und ein Stück von sich für immer im Abschied gehen lassen – es bleibt ein spannendes und angespanntes Balancieren zwischen den Nervenbahnen eines jeden.
Ich habe niemals eine menschliche Begegnung als sinnfrei, eine Zeitverschwendung, ein Fehler im Lebenslauf angesehen. Alles Leben dreht sich um menschliche Begegnungen, zwischenmenschliche Beziehungen. Und alles Leben ist nichts, wenn uns im Laufe der emotionalen Reise der Respekt füreinander abhandenkommt.
Wie heute alles ineinander fließt, wenn man nichts mehr erwartet und mit allem rechnet!
„Auf Dauer nimmt die Seele die Farben der Gedanken an“, soll Marc Aurel gesagt haben. „Du wirst zu dem, was du denkst“, hinterließ uns angeblich Buddah. Es scheinen mir gehaltvolle Sätze zu sein. Wie sich vor Kurzem herausstellte, trainiere ich seit einer längeren Weile meinen Gedankenlauf, um meine Seelenfarbe zu erhalten, zu entstauben und an der Oberfläche zu lüften. Das fing eines Tages einfach an. Es schlich sich in die tägliche Routine und setzte sich gleich fest. Die Theorie war mir bekannt. Du wirst, was du denkst. Die Praxis habe ich lange nicht in Erwägung gezogen. Warum auch, ich schien mir Gefangene meiner Selbst zu sein, wie wir alle, verwoben und verworren in unseren Schicksalsschuhen. Und dann, eines Tages, fing ich einfach damit an, nach ganz viel Gegrübel über Fehlgelaufenes dann scheinbar ganz unzergrübelt, wie das morgendliche Zähneputzen, das Anziehen oder die tägliche Kaffeeprozedur. Ich denke positiv. Ich färbe meine Seele mit meinen Gedankenfarben.
Meine Seelenfarbe ist blau, wie das Blau der Meere, des Himmels, meiner Lieblingsfarbpigmente. Und doch, wenn ich genauer hinschaue, mich in das Blau hineindenke oder die Wahrnehmung interpretiere, offenbart sich das Blau in mannigfacher anderer Farbausstrahlung. Es ist durchsichtig, wie das fließende Gewässer, schwarz, wie das Universum ohne Sonnenlicht, grünlich, wie das Teichwasser in der Nachbarschaft. Alles steht und fällt mit dem Licht, den Lichtstrahlen und ihren einzelnen Spektralfarben. Meine Seele ist blau, weil die Lichtstrahlen, welche auf sie fallen, durch etwas abgelenkt beziehungsweise gestreut werden. Es wird vor allem blaues Licht gestreut. Und was sie ablenkt, bricht, zerstreut, das sind meine positiven Gedanken. Wie ein schöner Fotofilter legen sie sich auf das hineinfallende Licht, auf die gelebten Erlebnisse, auf das Kommen und Gehen von Mensch, Engel und Geist. Eine tolle Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann. Auch all denen, die wie ich über Jahre gedacht haben, es müsse etwas von außen kommen, um mich ins positive Gefühlsbild zu rücken und dort zu verwahren.
Einfach mal einen Tag das eigene Versagen, Scheitern und Ungenügen sanft ablegen und in der Hängematte den Sommer genießen! Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Bitte einmal alle die Beschissenheit der Welt zur Seite legen und sich lastlos fühlen. Das zumindest wäre ein guter Ausgangspunkt für ein erfrischend neues Denken.
Blind taste ich mich in den Weiten meiner Stille hindurch zum Lichtermeer. Dort steckt mein Schicksal in Kinderschuhen.
Ich habe das Meer im Wolkenbild ans Land gezogen und staune über meine Fähigkeiten. So anders im Jetzt kann es bleiben.
Veränderung muss aus uns Selbst heraus gestartet werden. Von Außen kann sie gebremst oder befördert werden. Im Zweifel trotzend führen uns die Einflüsse zu neuen Wegen und Zielen. Und im sich windenden Getöse breitet sich Ruhe wie ein Balsam aus.