Die Sängerin der Band ,Wir sind Helden‘ ergreift im Lied ,Bring mich nach Hause‘ wie keine andere in ihrer Wortwahl diese weitgefasste Sehnsucht: „…Bring mich nach Hause, ich bin schon zu lange hier draußen…“
Die Sehnsucht nach Hause zu kommen ist dieselbe wie die des Ankommens im Leben. Endlich dort anzukommen, wo man hingehört, wohin das Herz sich seit Monaten, Jahren, ein Leben lang sehnt. Nach einem langen Arbeitstag bei dem/ den Menschen ankommen, die Familie sind, um die man sich sorgt, für die man verregnete Lebens-Wege in Kauf nimmt.
Wenn ich durch die große Stadt an den vielen vorbeieilenden Menschen laufe, kann ich diese Sehnsucht oft wahrnehmen, mehr aber noch das Fehlen, den Zustand des Zwischen-den-Welten-Seins. Ich sehe Menschen, die ihr Zuhause verlassen haben, Menschen von weit weg und die von nebenan. Männer und Frauen, die ihre Heimat verlassen wollten oder mussten, um einem friedvollen Leben entgegen zu hoffen. Solche, die nach einer Trennung ein langjähriges Zuhause zurückließen und nun versuchen erhobenen Hauptes einer neuen Zukunft hinterher zu eilen. Und ich sehe Menschen, die den Einen ersehnen, der ihr Zuhause war, irgendwo ist oder sein soll. Sie sehnen sich herzwärts, wie die Sängerin Lina Maly es so schön in ihrem gleichnamigen Lied formuliert.
Ich gehöre zu den Erdbewohnern, die in ihrem Kinder- und Erwachsenen-Leben viel umgezogen sind und das Zuhause-Gefühl oft schon vor dem Ergreifenkönnen wieder räumlich verlassen mussten oder wollten. Es wäre schön gewesen, ein zeitlich ausgedehnteres Zuhause gehabt zu haben. Es hätte mir gut getan, vielleicht sogar besser. Ein Abschied und Neuanfang am neuen Wohnort hallte immer lange nach und ließ mich nach Innen kehren und dort lange verweilen. Etwas vermessen schimpfe ich mich manchmal Nomade und lausche hinaus, ob mich das Fernweh zu ergreifen versucht. Aber tief in meinem Herzen weiß ich bloß eins sicher – Zuhause ist ein Gefühl. Zuhause, das war ich im Haus meiner Großeltern während der Ferienbesuche, das waren Eltern im alltäglichen Tuen, das war und ist zuweilen ein Gefühl in der Begegnung mit langjährigen Freunden, das ist der Schatten eines geliebten Menschen, wenn er die Wohnung längst verlassen hat.
Ich wünsche mir für meine Kinder ihr Zuhause zu sein, ihre Erinnerung an ein Zuhause, ihr Zuhause-Gefühl nach meiner Zeit. Ich visualisiere manchmal ihre Zukunft außerhalb unseres Nests und male sie in bunten, wohltuenden Farben aus. Und immer sind dort andere, mir noch fremde Menschen, die sie begleiten, umgeben, umschmeicheln. Ich wünsche. Mit dem Wissen, dass ich vieles hätte anders und vielleicht anders gut oder sogar besser leiten können in ihrem Leben.
In jedem Jetzt versuchen wir unser Bestes zu geben und treffen Entscheidungen, von denen wir vor allem erhoffen, sie sind an die Intuition angedockt und somit an uns. Und in meinen Jetzt-Traumbildern möchte auch ich ein Glückspilz sein, der sich etwas vorstellt, was irgendwann genau so eintrifft. (Ein schöner Gedanke, den ein ,alter‘ Bekannter heute in mich pflanzte.) Bis dahin werfe ich Konturen über das Zuhause, was mir und uns Vier im Hier gegeben… geschenkt ist.
Sie umrahmt ihre Konturen, die am Tag zu zerfließen drohen.
Sie knetet die Glieder in die goldene Mitte und umwickelt ihren Leib.
Der Himmel öffnet sich in einer Höhe, die schwindelerregend sein wird.
Die kindliche Sehnsucht nach dem Zuhause-Gefühl im Schlepptau.
Ankommen. In mir. Bei dir. In der goldenen Mitte.