Wie schön wäre es manchmal im gewohnten, gemütlichen Alten stecken zu bleiben, sich dort in den Parka gehüllt an den warmen Wänden in Sicherheit zu betten. Wie auf alten, vergilbten Fotos dem Fortschreiten zu trotzen und auf das Atmen zu verzichten. Konserviertes Glücksgefühl im Massivholzrahmen. Jedoch, die Lebensluft kann nicht angehalten werden, egal wie tief man sie in die Lungenflügel gesogen, wie weit sie diese ausgebreitet hat. Das einzig Beständige ist der Wandel, bleibt die Veränderung.
Meine großen Veränderungen raubten mir viel Energie und brachten mir viel neue. Sie bescherten mir unvergessliche Konzerte, Museumsgänge im Lauwarmen, abendliche Kinobesuche, gerne auch alleine in leicht diffuse Filme eintauchend, meist mit viel Freiraum zwischen den Alleingängern in Berliner Programmkinos am Wochenende. Sie öffneten mich für neue Begegnungen, auf neuem Terrain, im neuen Frischluftklima (tatsächlich ist die Berliner Luft am Stadtrand erfrischender als die in den meisten Ecken in NRW). Alte, rissig werdenden Fotos wurden sorgsam in kleine Kisten gepackt und für die Nachwelt katalogisiert. Ohne die Vergangenheit wären wir nicht hier, ohne die Gegenwart stünde keine Zukunft vor uns. Der Fluss fließt und die Planeten drehen sich weiter. Am Ende fließen alle Dinge ineinander und aus der Mitte entspringt ein Fluss. Und ich, ich kann mich dem Wasser nicht entziehen.
„Was hast du dir unter die Haut geschrieben? Wen hast du einverleibt? Wer ist zurückgeblieben nach dem Toben des Orkans zwischen den Haltestellen des Lebens? Was knetet dir die schmerzvollen Verspannungen aus deinen Halswirbeln heraus? Vor wem entblößt du dich jetzt schon, bevor die ersten Blätter vom Himmel fallen?
Bleib im Takt des Herzens mit deinem Schritttempo, überhol die Jahreszeiten nicht. Ertrage die Hitze und die Kälte, den Schweiß und den Frost auf deiner Stirn. Betaste die Veränderungen unbefangen im Werden. Ertrage diese beißende Konstante. Sie gewährt dir Absprünge zum Seelenfrieden, bettet abendliche Fluglinien zwischen Regenbogenfäden deiner Gezeiten, lässt dich den goldschimmernden Morgentau aus der Ferne riechen.
Die Veränderung macht dich frei.“