Auf der Suche nach der Weihnachtsstimmung

„Ein Geruch der Vergänglichkeit klebt in meiner Atemluft und durchtränkt unaufhörlich meine Schleimhäute.
Aus der flachen Hand rollen die Zeitperlen in die Tiefen der Ozeane zurück, auf der Suche nach ihren geheimsten Verstecken.
Keine Chance ihrem Ursprung auf die Schliche zu kommen oder ihre Ausläufe in die Unendlichkeit zu verfolgen.
In ihrer glorreichen Vollkommenheit blitzen sie für Sekunden auf in der geöffneten Handfläche und hinterlassen eine Ahnung vom Garten Eden auf Erden.“

Dritter Advent, ein Versuch der Weihnachtsstimmung. Allein schon der Kinder wegen. Leider nur ist man selber kein Kind mehr, dem die Eltern, in meinem Fall speziell die Mutter, eine magische Weihnachtsatmosphäre zu er-schaffen fähig war(en). Und dann noch die Kinderjahre im ,polnischen Wald‘, mit Schneeerinnerung, nicht nur weil sie auf den schwarz-weiß-Fotos eingefangen wurden. Aber war sie das alleine? Hatte sie alleine so viel Macht über meinen Kinderkopf, dass die Weihnacht mich berieseln und berauschen konnte? Oder ist das einfach der Kinderseele mitgegeben, die Fähigkeit der fantasierenden Schönmalerei des Ist-Zustands? Vermutlich war es eine glückbringende Mischung aus beidem, denke ich mir – einer wunderbaren Mama und einer strahlenden Kinderseele. Heute bedarf es irgendwie ein paar Kerzen und Lichter mehr, um eine Ahnung davon zu bekommen. Oder ist es etwa umgekehrt? Heute bedarf es eines Minimums an Weihnachtsutensilien, um sein verschüttetes Herz wieder dem eigentlichen Weihnachtszauber zu öffnen?

Dritter Adventssonntag mit allen drei Kindern im Schlepptau. Bei unserem ersten Besuch eines Weihnachtsmarktes in diesem Jahr erreichte mich eine wohltuende Ruhe zwischen all den Stimmungssuchenden und ich erinnerte mich wieder: Es war nicht bloß die künstlich erschaffene Atmosphäre, auch nicht nur die Schönmalerei der Kindergedanken. Es war und ist über all dem vor allem der Glaube. Der Glaube an das unsichtbare Magische, an das Gute, das auch die Erde erreicht, an das Wunder der Weihnacht, das wir zwischen uns Menschen austragen oder es zumindest versuchen. Wir halten die Zeitperlen in der geöffneten Handfläche, lassen sie fallen und glauben. Wir begegnen den Weihnachtssuchenden, schenken ihnen unsere Zeit und hoffen. Und all das mit dem Wunder im sehenden Auge. Und ich sehe mich an diesem Sonntagnachmittag im strahlenden Sonnenschein über den Markt schlendern, Kinder in Sichtweite und erinnere mich an mein kleines Kinder-Ich. Heiligabend in meinem polnischen Zuhause, in der mütterlichen und festlich stillen Weihnachtsstimmung, kleibe ich meinen Kinderkopf an die winterkalte Fensterscheibe und halte Ausschau nach dem ersten Stern am Himmel, nach der Ankunft des Christkindes über und inmitten von uns. Es weihnachtet.

„Zerreiß deine Pläne. Sei klug und halte dich an Wunder.“ Mascha Kaléko

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Matthias

    Und im Blicke des lodernden Lichts, am Ende des zehrenden Tages, kommt die Freude und die Wärme der Weihnacht und das Licht der Hoffnung. Denn die Zeit der Ankunft, bereitet uns auf die Weihnacht vor.

    1. Joanna

      Danke Matthias, eine schöne Weihnachtszeit dir und deinen Liebsten!

Schreibe einen Kommentar