Alleinsein

 

Täglich umgeben von Kind-er-Schar. Täglich eingehüllt im Alleinsein. Manchmal ist frau/ man sogar der letzte Mohikaner. In einer romantisierenden Vorstellung von dem perfekten Eltern-Pärchen in der Nachbarschaft sieht man die sich liebenden einander führen und gegenseitig stützen in der rauen Alltags-Welt vor der Haustür. Man stelle sich vor, sie trennen ihre hochharmonisierende Einheit nur noch für einen intimen Klogang oder für die verkürzten Bürostunden und breiten ihren gemeinsamen Kindern den Himmel auf Erden vor den Füßen aus. Und währenddessen schmeißt der letzte Mohikaner das groß geratene Familienunternehmen ganz alleine in Schale und kämpft mit brüchigen Schwertern gegen den Rest der Welt und die Dämonen darunter. Und ,kein Schwein‘ weiß mehr genau, wie man zu diesem manchmal sonderbar anmutenden Zustand der in diesem Augenblick gefühlten Unvollkommenheit gekommen ist. Der eingekehrte Gedankentunnel zwingt die gestern noch weit gestreuten Lebensgeister in die Enge, die Kinder wittern schon aus der Ferne die schwere Aura des kämpfenden Elternteils und die Farbenpracht der Nachmittagsstrahlen lässt sich durch den Fensterdreck ohne Rebellion aufhalten. Diese Tage kennt ein jeder. Sie kommen wie eine leichte Brise über einen und breiten sich mit einer vertrauten Schwere auf unbestimmte Zeit aus. Und das nennt sich nicht Depression. Das nennt sich Leben.

Und doch – es gibt tatsächlich nicht nur eine Möglichkeit, sich in dieser Gefühlsenge zurecht zu finden. Mir fallen auf Anhieb drei ein.

Erstens: Den Zustand annehmen mit einer großen Zuversicht, dass er auch dieses Mal das Weite suchen wird.

Zweitens: Alles liegen und stehen lassen, die Kinder in wind- und wetterdichte Klamotten werfen und sich frei laufen, in welche Richtung auch immer, Hauptsache die Füße tragen einen gemeinsam im Takt der Regentropfen oder im Schimmern der Sonnenstrahlen voran.

Drittens: Man greife zum Telefon und wähle die erste Nummer, die einem in den Sinn kommt. Und wenn die kleinen Engel auf Erden es in diesem Moment gut mit einem meinen, erreicht man einen guten Freund, der sich eh gerade die Füße vertreten wollte und zufällig in der Nähe ist. Denn nichts geht über eine Berührung einer Freundeshand im Geiste in solchen kühlen Letzter-Mohikaner-Tagen! Die wenigsten von ihnen wissen, dass es manchmal so ist und dass sie mit ihrem Erscheinen die Glut wieder ins Leben holen… es sei denn, sie lesen gerade diese Zeilen:

Schön, dass es dich gibt!

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Torsten

    Der letzte Mohikaner. Schönes Bild.
    Dabei gibt es doch viele letzte Mohikaner, also viele Mohikaner.

    1. Joanna

      Das stimmt wohl, meine Erinnerung bei dem Ausdruck geht auf den Film „Der letzte Mohikaner“ von 1992 zurück, damals, also wir noch jung waren 😉

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